Die Weinlese 2015 ist fast abgeschlossen - der Heurige hat Saison
Zuhause beim Heurigen
Der echte Wiener Heurige, erkennbar am Föhrenbuschen vor dem Haus, ist lebendiger Ausdruck einer seit Jahrhunderten gepflegten Tradition. Im Jahr 1784 erließ Kaiser Josef II. eine Verordnung, die es den Winzern erlaubte, Wein aus eigener Erzeugung auszuschenken. Dazu genießt man in gemütlichen Stuben oder im Garten Köstlichkeiten vom hausgemachten Brotaufstrich bis zum knusprigen Braten. Ungezwungene Atmosphäre, gemütliches Beisammensein und ein authentischer Wiener Wein im Glas – das macht den Wiener Heurigen aus.
Geschichte des Wiener Heurigen
Auch wenn wahrscheinlich schon die Kelten Reben anbauten, so ist die Kultivierung des Weins in Österreich doch eng mit der Geschichte der Römer verbunden.
Um Konkurrenz zu Wein aus Italien zu vermeiden, wurde unter Kaiser Domitian (51 - 96 n. Chr.) der Anbau in den Provinzen zunächst verboten. Da der Nachschub für die römischen Legionen nicht gewährleistet werden konnte, wurde dieses Verbot allerdings von Kaiser Probus (232 - 282 n. Chr.) wieder aufgehoben. Probus ließ das Anlegen der Weingärten zum Teil von den Truppen durchführen und wurde deshalb bei einem Soldatenaufstand getötet.
Der Weinbau blieb erhalten und konzentrierte sich im Mittelalter rund um die Kirchen und Klöster, die das Land oftmals an die Bauern verpachteten. Die Tradition, zum Kennzeichnen der Schenken einen Föhrenbuschen über dem Tor anzubringen, geht auf Karl den Großen (742 - 814) zurück. Schon damals wurde den Hauern für drei Monate im Jahr das Ausschenken ihres Weines gestattet. Bis zum 16. Jahrhundert erreichte der Weinbau in Österreich – unterstützt durch Einfuhrverbote und hohe Schutzzölle – seine größte Ausdehnung. Am 17. August 1784 erließ Josef II. ein Gesetz zum Schutz der Winzer, das den Buschenschankbetrieb erstmals überregional regelte.
Heute konzentrieren sich die Weinanbaugebiete auf den Osten des Landes, wofür zum Großteil die von Hans Moser besungene Reblaus verantwortlich ist. 1868 per Schiff aus Kalifornien eingeschleppt, vernichtete sie fast alle Weinstöcke und konnte nur bezwungen werden, indem man die Rebsorten mit resistenten, amerikanischen Unterlagsreben veredelte. Seit damals sind Wien, Niederösterreich und das Burgenland die Zentren des Österreichischen Weinbaus.
Die Wiener Buschenschanken und die mit ihnen verbundene Heurigenkultur haben dafür gesorgt, dass sich viele Winzer der ausdehnenden Großstadt widersetzen konnten und Wien heute nicht nur Millionenstadt ist, sondern auch ein fast 700 ha großes Weinanbaugebiet. Ursprünglich als Ausflugsziele für Landpartien rund um die Stadt gelegen, sind die meisten Betriebe heute bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, und nur die Architektur der oft in liebevoll restaurierten Weinkellern angelegten Heurigen zeugt noch vom ursprünglich ländlichen Charakter.
Heute legen die Winzer und ihre Gäste zunehmend Wert auf Qualität, neben dem Heurigen werden oft auch gelagerte, prämierte Prädikatsweine ausgeschenkt, und an den Buffets findet sich eine
reichhaltige Auswahl an dazupassenden Spezialitäten. Das war nicht immer so. Für frühere Generationen überwog die Quantität, und nicht zufällig wird der Wein für den Gassenverkauf traditionell in
Doppler abgefüllt – war dies doch früher der durchschnittliche Tagesbedarf der Einwohner. Damals lebten die Heurigen noch ausschließlich vom Weinverkauf, die Speisen brachten sich die Gäste
selbst mit. 1887 wurde erstmals der Verkauf von Brot in den Buschenschanken zugelassen, und heute – in Zeiten des weitgehend maßvolleren Alkoholkonsums – ist ein raffiniertes, abwechslungsreiches
Speisenangebot für viele Hauer lebensnotwendig. Auch dass früher fast alles mit den Fingern gegessen wurde, wäre heute undenkbar, und nur das typische Glas mit Henkel, auf dem man die fettigen
Abdrücke nicht so sieht, erinnert noch daran.
Die für den Heurigen typische Musik wurde von den 1850 und 1852 geborenen Brüdern Johann und Josef Schrammel kreiert. 1878 gründeten sie gemeinsam mit dem Gitarristen Anton Strohmayer ein Trio,
das später durch den Klarinettisten Georg Dänzer zum Schrammelquartett ergänzt wurde. Einige ihrer Kompositionen spielt man übrigens heute noch in den Wiener Buschenschanken, und das wird
wahrscheinlich auch noch einige Zeit so bleiben, denn selbst wenn sich der Heurige im Laufe der Zeit an geändertes Konsumverhalten und die Anforderungen moderner Gastronomie anpassen musste, so
legt man in Wien doch auch Wert darauf, das manches so bleibt, wie es ist. Und wenn man am Ende einer Sommer- oder Herbstwanderung durch Wienerwald und Weingärten bei einem der traditionellen
Heurigen einkehrt, um im Schatten alter Bäume ein Viertel zu trinken, kann man sicher sein, dass das vor hundert Jahren nicht anders gehandhabt wurde.
(Artikel www.wienerheurige.at)
Wien und der Wein
190 Weinhauer, 660 ha Rebfläche, 6 Bezirke, 2,39 Mio. Liter Weinernte, von Wiener Gemischten Satz DAC, Grüner Veltliner über Chardonnay bis hin zum Blauen Zweigelt – die Struktur des Weinbaugebietes ist ebenso vielfältig wie deren Produkte. Hier finden Sie die Zahlen und Fakten rund um den Wiener Wein kompakt zusammengefasst.
Rebfläche und Rebsorten von Wien
Mit ihrer beachtlichen Größe prägen die Weingärten in und um die Donaumetropole das Stadtbild und machen Wien zu einer einzigartigen Weinbauregion. In sechs Bezirken und deren Ortsteilen
betreiben etwa 190 Wiener Betriebe Weinbau auf höchstem Niveau.
Von Stammersdorf, Strebersdorf und Jedlersdorf im Norden der Stadt über die Donau nach Nussdorf, Heiligenstadt, Grinzing, Sievering und Neustift am Walde, Dornbach und Ottakring bis ins südliche
Mauer und Oberlaa erstreckt sich die Weinregion Wien. Mit einer Größe von 660 ha ist sie die weltweit größte innerstädtische Rebfläche, 87% Prozent davon befinden sich im 19. und 21. Bezirk. 624
ha der Rebflächen sind bepflanzte Rot- und Weißweinflächen, 36 ha wurden im Sinne der Bodengesundung gerodet oder liegen brach.
Weitere Informationen: www.wienerwein.at
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